Archiv der Kategorie: Film-Reviews

Honeymoon

Bea und Paul sind jung, frisch verheiratet und gerade in ihren Flitterwochen angekommen die sie in Beas altem Elternhaus verbringen. Doch die harmonische Idylle bekommt Risse als Paul seine Angebetete mitten in der Nacht splitterfasernackt im Wald vorfindet. Bea scheint sich nach diesem Ereignis immer mehr von ihrem Mann zurück zu ziehen, auch über die seltsamen Wundmale an ihren Oberschenkeln will sie nicht sprechen. Paul beginnt den Dingen auf den Grund zu gehen…

Mal ehrlich, wie spannend kann ein Film mit einem frisch vermählten Pärchen in einer einsamen Hütte im Wald heutzutage wohl noch sein? Verdammt spannend! Honeymoon beweist bravourös das vermeintlich ausgelutschte Szenarien mit der richtigen Inszinierung noch einiges zu bieten haben. Auch die beiden Hauptdarsteller die 95% des Films allein auf Ihren Schultern tragen liefern eine Topleistung ab. Rose Leslie (Game of Thrones) und Harry Treadaway (Cockneys VS Zombies) verkörpern interessante und sympathische Charaktere dessen Wohlergehen dem Zuschauer ausnahmsweise mal wirklich wichtig ist.

Auch im Storytelling erlaubt sich Honeymoon keine Schnitzer. Die Geschichte nimmt sich Zeit um seine Figuren zu etablieren nur um dann die Spannungsschraube immer weiter anzudrehen. Mit laufender Spielzeit steigt nicht nur die Paranoia von Paul sonder auch die des Zuschauers. Man rätselt gebannt mit, analysiert die Geschehnisse und versucht sich einen Reim aus all dem zu machen. Trotz des recht eingeschränkten Settings und im Endeffekt nur 2 Darstellern erweist sich Honeymoon als extrem mitreißend, endlich mal wieder ein Film der weiß wann er Schluss machen muss und seine Laufzeit nicht unnötig auf 100 Minuten aufbläht. Zum Finale hin nimmt der Streifen dann immer mehr an Drive auf und mutiert zum Schocker der regelrecht an den Nerven zieht! Die Auflösung des Ganzen hat mir persönlich dann zwar nur Mittelmäßig gefallen, bringt den Honeymoon aber zu einem runden Ende das auch nicht all zu viele Fragen offen lässt.

Punkte: 7 von 10

The Guest

Caleb, der älteste Sohn der Peterson Familie ist im Krieg gefallen und so nimmt man den Heimkehrer David der sich als dessen Kamerad vorstellt großerherzig bei sich auf. David lebt sich schnell ein, zeigt sich hilfsbereit und unterstützt die Familie bei ihren Alltagsproblemen. Nur Tochter Anna ist skeptisch was den nahezu perfekten neuen Hausfreund anbegeht. Sie beginnt ein wenig über seine Vergangenheit zu recherchieren, ein böser Fehler wie sich herauß stellt.

Ich wusste rein gar nichts über The Guest, allein die Tatsache das ich Adam Wingard (V/H/S, You’re Next) für einen der vielversprechendsten Genre-Regisseure derzeit halte haben mich zu einem Blindkauf bewegt. Am besten ihr macht es genauso, schaut keine Trailer, lest dieses Review nicht und zieht Euch dieses kleine Meisterwerk vollkommen unvoreingenommen rein. Ok, für die werten Leser die mal wieder nicht auf mich hören wollen oder den Film schon gesehen habe tipper ich einfach mal weiter.

Es gibt Filme die leben nicht von Ihrer Story sondern eher vom gesamten Drum und Dran. The Guest gehört definitiv dazu, was nicht heißen soll das die Geschichte um David langweilig sei, nur wirklich originell ist das Ganze nun mal auch nicht. Muss es aber auch gar nicht wenn der Rest einfach stimmt. The Guest ist in nahezu jeder seiner Einstellungen perfekt durchgestyled, man spürt Wingards Liebe zum Film in jeder Minuten. Von in grelle Neonfarben getauchte Partyseinstellungen bis hin in die spießige Tristesse des familiären Wohnzimmers versprühen die Bilder eine ganz eigenwillige Atmosphäre die den Zuschauer nicht mehr loslässt. Selbst die etwas ausgelutschte „JagdDurchEinSpiegelkabinett“-Szene wirkt hier halbwegs frisch und keineswegs aufgesetzt.

Aber auch die Schauspieler können auf ganzer Linie überzeugen. Maika Monroe hatte mich ja schon in It Follows überzeugen können, absolutes Highlight ist aber Dan Stevens als David der seinem Charakter etwas mystisches verleiht. Auf der einen Seite zuvorkommend, nett und freundlich brodelt es förmlich in ihm. Diese Anspannung entlädt sich in den letzten 15 Minuten in denen The Guest dann auch nicht mit Blut geizt ohne jedoch ins plakative abzudriften. Hatte ich eigentlich schon von dem genialen Score geschwärmt? Nein… Na ja, ich hab mir das Ding direkt bei Amazon geladen, noch während der Abspann lief. Eigentlich stehe ich nicht auf diesen Digitalkram, aber ich kann einfach nicht warten bis endlich ein schicker Vinyl-Release folgt (oh man, wehe der Soundtrack wird nicht auf Platte gepresst!!!).

Also alles im Lot soweit! Das einzige was man The Guest ankreiden kann ist das man für meinen Geschmack doch etwas zu wenig über David und seine Hintergründe erfährt. Da will ich jetzt aber auf Grund der Spoilergefahr nicht weiter drauf eingehen. Ok, Jammern auf hohem Niveau, wie ihr wahrscheinlich bereits erahnen könnt bin ich extrem beigeistert von Wingards neustem Streich. The Guest ist ein Film der es verdient hätte auf der großen Kinoleinwand gezeigt zu werden, leider bleibt uns hierzulande wohl nur der Griff zur BD/DVD.

Punkte: 9 von 10

REC 4 – Apocalypse

Angela, die junge Reporterin die als Einzige die grauenhaften Ereignisse aus dem Wohnhaus überlebt hat wird zu Testzwecken auf einen zur Quarantänestation umgebauten Frachter auf dem Meer gebracht. Hier will man dem Virus genauer untersuchen um schnellstmöglich ein Gegenmittel zu entwickeln. Aber wie sollte es auch es auch anders sein findet der Erreger auch hier einen Weg die Besatzung zu infizieren…

Was eine Schande das die Serie so zu Ende (?) geht! Wurde der FoundFootage-Aspekt in Teil 3 ja schon massiv zurück gefahren handelt es sich bei Apocalypse leider nur noch um einen konventionellen Horrorfilm. Zugegeben, das Ganze ist hochwertig produziert, das Infizierten MakeUp ist klasse und die Monster sind schön agressiv, letztendlich ist es aber doch nur Standard Genrekost. Boten die vorherigen Teile immer noch kleine Überraschungen die die Story nach vorne brachten, bricht das Finale leider mit der Mythologie. Keine Rede mehr von Dämonen und Besessenen, nun ist ganz plötzlich ein „normaler“ Parasit für das Chaos verantwortlich. Schade, war doch gerade dieser übernatürliche Aspekt etwas das die Serie für mich so interessant gemacht hatte. Mal ab davon das Apocalypse nur langweilige Charaktere bietet gibt es auch sonst nicht viel was Spannung erzeugen könnte. Der Film gipfelt in einem lahmen Showdown und einer uninspirierten Endeinstellung die mich doch etwas baff im Sessel zurück ließ. Apocalypse ist ein absolut unwürdiges Ende dieser fantastischen Serie! Von einer Hollywood-Produktion hätte ich nichts anderes erwartet, aber das selbst die Spanier nun ihren Biss verloren haben stimmt mich doch traurig.

Punkte: 4 von 10

Ein paar Worte zum Abschluss der Hobbit-Trilogie

ACHTUNG SPOILER

An sich ist er dritte Hobbit ein „netter“ Fantasyfilm, aber da er sich meiner Meinung nunmal mit den epischen Herr der Ringe Streifen vergleichen lassen muss fällt das Fazit leider nicht sonderlich positiv aus. Obwohl das Kinderbuch auf ganze 3 überlange Filme ausgewalzt wurde fühlen sich diese für mich einfach nicht Rund an. Vieles wird angeschnitten und dann nur unbefriedigend zu Ende gebracht:

Das die Zerstörung der Seestadt innerhalb von 5-10 Minuten abgehandelt wird kann ich immer noch nicht glauben.

Die aufgesetzte Lovestory zwischen der Elbin und Kili ist kitschig und passt nicht ins Universum.

Beorn, eine Figur die man gerade in einem Blockbuster toll in Szene setzten kann hat eine Screentime von 40 Sekunden!

Der Berater des Bürgermeisters ist einfach nur nervig und bekommt viel zu viele Szenen die immer auf das Gleiche herauß laufen.

Die groß aufgebaute Side-Story um Sauron wird unbefriedigend zu Ende gebracht und führt leider auch einige Handlungsstränge aus HdR ins absurde.

Die Charaktere sind dem Zuschauer im Großen und Ganzen ziemlich egal, wumpe wer stirbt, überlebt oder über sich hinaus wächst.

Es gibt 5 Hauptzwerge, den Rest bekommt man so gut wie nie zu sehen…

Über die gesamte Hobbit-Reihe wird man das Gefühl nicht los das Jackson einfach mehr darauß machen wollte als die Vorlage hergibt. Es ist schade das die Gänsehautmomente mit denen HdR noch quasi im Minutentakt aufwarten konnte hier bis auf wenige Ausnahmen ausbleiben. Letztendlich ist der finale Film eine Aneinanderreihung von Schlachten die allesamt aber wenig spannend und mitreißend sind.

Gut das wir es nun geschafft haben und Jackson sich endlich neuen Projekten widmen kann!

Punkte: 4 von 10

#Horrorctober: Zombiber

3 heiße Teeny-Girls wollen das Wochenende in einer abgelegenen Hütte verbringen um dort für einige Stunden Ihre Probleme mit der Männerwelt zu vergessen. Doch nicht nur das die Typen die den ganzen Ärger verursacht haben plötzlich unverhofft an der Tür klopfen, zu allem Überfluss wurde der anliegende See mit Chemikalien verseucht die die darin lebenden Biber zu wilden Bestien mutieren lies. Der Kampf ums überlegen beginnt!

Ich weiß auch nicht, obwohl ich Zombiber wirklich mögen wollte und will gelingt es mir einfach nicht ein positives Fazit zu ziehen. Generell hat der Film ja alles was ein Trasher braucht: Nackte Teens, bescheuerte Monsterbiber (dankenswerterweise Handmade!) und einige schön blutige Effekte (auch größtenteils ohne CGI-Rotz).

Woran lag es also das der Film nicht mal auf eine Durchschnittswertung kommt? Größtenteils daran dass das Ganze irgendwie zu gezwungen wirkt. Trash der sich seiner selbst einfach zu bewusst ist und auf Teufel komm rauß witzig und bescheuert sein will funktioniert so halt nur bei Troma. Bei Zombiber fühlte ich mich über weite Strecken einfach nur gelangweilt was vor allem auch an den strunzdoofen Charakteren lag. Die sind zwar alle hübsch anzuschauen, aber jeder für sich so nervig das man sich direkt den Endsieg der Monsterbiber wünscht. Die sind übrigens richtig gut umgesetzt und sehen so herrlich schön bescheuert aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Monstermovies bekommt man die Viecher auch oft und früh zu sehen, Daumen hoch dafür. Außerdem richten die kleine Biester richtig fiesen Schaden an so dass man in den Genuss von einigen schön blutigen Effekten kommt. Was in so einem Film natürlich nicht fehlen darf ist Humor, der bei Zombiber leider zwischen ganz nett und grenzdebil schwankt. Wenn der 5 „Biber = Weibliches Geschlechtstteil“-Joke gerissen wird (der im deutschen eh nicht funktioniert) fragt man sich schon ob den Machern denn partout nichts besseres eingefallen ist. Klar, den einen oder anderen Lacher gibt es schon, meistens wünscht man sich aber nur schon 3-4 Bier mehr intus zu haben.

Wahrscheinlich war es genau das, ich war zu nüchtern, die nervigen und schon gut angetrunkenen Prolls in der Reihe hinter mir grölten jedenfalls alle 30 Sekunden laut los (vielleicht haben die mir ja auch den Film versaut). Zombiber verliert sich letztendlich darin sich zu sehr bei seinem Zielpublikum anzubiedern, was bleibt ist die herrlich bekloppte Grundidee.

Punkte: 4 von 10

#Horrorctober 2014: Willow Creek

Jim und Kelly sind auf den Weg in die Wälder um Willow Creek um dort eine Dokumentation über den legendären Bigfoot zu drehen. Genau in diesen Wäldern sind vor vielen Jahren die vermeintlich echten Aufnahmen der Kreatur entstanden über die bis heute diskutiert wird. Die Warnungen der hiesigen Bewohner in den Wind schlagend begeben sie sich mit Ihrer Camping-Ausrüstung tief in die unberührte Natur. Doch schon in der ersten Nacht scheint etwas das Zelt zu umkreisen. Ob Bär, Bigfoot oder der typische Redneck-Hinterwäldler werden Jim und Kelly schneller heraußfinden als ihnen lieb ist.

Willow Creek
ist wohl ein FoundFootage-Vertreter in seiner reinsten Form. Viele Zuschauer werden nicht viel damit anfangen können und den Film als gähnend langweilig abstempeln. Und irgendwie könnte ich das auch nachvollziehen, passiert doch nicht wirklich all zu viel. Es dauert geschlagene 30 Minuten bis das Pärchen endlich mal im Wald ankommt, davor gibt es nur Interviews mit potentiellen Bigfoot-Gläubigern und die ein oder andere Probeaufnahme für die Dokumentation zu sehen. Nicht wirklich mitreißend, aber immerhin sind Jim und Kelly halbwegs sympathisch dargestellt so dass sie einem wenigstens nicht auf die Nerven gehen. Anschließend gibt es viel herumgerenne in den tiefen Wäldern, wobei die Landschaft wirklich toll ist.

Erst in den letzten 20 Minuten spitzt sich die Lage der beiden Hobbyfilmer immer mehr zu und es kommt dann auch richtig Gruselstimmung auf. Für mich jedenfalls, wer Blair Witch Project und Paranormal Activity schon lahm fand wird von Willow Creek wohl ähnlich enttäuscht werden denn viel zu sehen gibt es nicht. Seltsame Geräusche, Steine die ans Zelt geworfen werden und rascheln im Gebüsch… Das war es im Großen und Ganzen. Ich kann mich aber immer recht gut auf solche FoundFootage-Filme einlassen und fiebere dementsprechend mit. Das Ganze endet dann in einem ziemlich kuriosen Finale das leider die ein oder andere Frage offen lässt und uns zu schmissiger Rockmusik in den Abspann schickt.

Also, wer mit dem Genre etwas anfangen kann sollte ruhig mal einen Blick riskieren, wobei Willow Creek über weite Strecken ein wenig zu konventionell daherkommt. Von Bobcat Goldthwait (God Bless America) hätte ich etwas mehr erwartet.

Punkte: 6 von 10

#Horrorctober 2014: The ABCs of Death 2

the-abcs-of-death-21

Wieder nehmen sich 26 Regisseure jeweils einen Buchstaben des Alphabets vor und interpretieren diesen im Zusammenhang mit den Thema Tod. Bis auf ein festgelegtes Budget und eine Maximallaufzeit haben sie dabei komplette kreative Freiheit, wovon sie leider nicht wirklich Gebrauch machen.

Oh man… Was soll ich sagen, The ABCs of Death 2 hat mich gerade richtig getroffen! Was für eine Enttäuschung! OK, die Erwartungen waren extrem hoch, der Vorgänger hat mir verdammt gut gefallen, aber das so etwas dabei herum kommt hätte ich nicht gedacht. The ABCs of Death 2 ist eine Sammlung kurzer Episoden von denen 60% Mittelmaß sind, 30% sogar richtig mies und gerade mal 10% (wenn überhaupt) gut oder wenigstens im Kopf bleiben. War Teil 1 noch ein Sammelsurium voller Wahnsinn, Spaß, Schrecken und verrückter Ideen scheint den Machern sämtliche Kreativität abhanden gekommen zu sein. Keine Ahnung, wahrscheinlich waren alle Regisseure „mit Pfiff“ einfach schon bei ABC 1 beteiligt und nun wurde die B-Ware hinterher geschoben. Schade schade schade! Was war das ein Spaß mitzuraten wofür der Buchstabe denn nun steht, im Nachfolger geht man immer den offensichtlichsten Weg. Ein Dachs zerfleischt eine Filmcrew -> „B is for Badger“, eine Oma zerfleischt Ihre auf einem Xylophon spielende Enkelin und klimpert anschließend auf Ihren Rippen rum -> „X is for Xylophon“. Gähn.

Ganz selten schimmert mal ein wenig Witz oder Ideenreichtum durch den Einheitsbrei. Ein Beitrag zeigt uns zum Beispiel das Geschehen per Splitscreen aus 3 verschiedenen Blickrichtungen. Auch wenn die Auflösung am Ende mal wieder recht lahm ist punktet der Film durch seine nette Machart. Genauso wie der Abschluss „Z“, der einige großartige FX bietet bei denen man sich fragt wie diese für das kleine Budget verwirklicht wurden. Meine Lieblinge mit weitem Abstand sind „M“ und „W“! In „W“ werden 2 Kids in das Universum ihrer lieblings Aktionfiguren-Serie gezogen. Das Ganze ist aufgemacht wie ein Hasbro-Werbevideo aus den 80ern und herrlich detailliert. „M“ ist der ausgeschriebene Wildcartgewinner dieses Teils und punktet durch seinen witzigen Stil und der knackigen Auflösung.

The ABCs of Death 2 ist leider ein lauwarmer und uninspirierter Aufguss eines an sich tollen Konzepts geworden. Ich kann nur davon abraten.

Punkte: 3 von 10

Among the Living

Among

Endlich Sommerferien! Nur Blödsinn im Kopf ziehen 3 Jungs durch die ländliche französische Wiesenlandschaft. Ein verlassener Freizeitpark ist ihr Ziel, doch dort angekommen bemerken sie eine hühnenhafte maskierte Gestalt die eine Frau aus einem Wagen zerrt. Wie sollte es auch anders sein werden die 3 entdeckt und der nackte Kampf ums Überleben beginnt.

Neben Martys und Frontiers war es Inside von Alexandre Bustillo und Julien Maury der vor einigen Jahren die Welle des harten französischen Genrefilms einleitete. 2011 folgte dann Livid, ein wunderschön in Szene gesetztes Märchen im Horrorgewand, dass die Gorehounds die auf einen erneuten Gewaltexzess hofften aber eher enttäuschte. 2014 meldet sich das Duo nun mit Among the Living zurück und bleibt weiterhin dem Genre treu.

Die Franzosen starten direkt mit einem Schlag in den Magen: Eine schwangere Frau (mal wieder Béatrice Dalle), ein Messer und jede Menge Blut. Das furiose Intro in bester WhiteTrash-Atmosphäre drückt ordentlich auf’s Gas, nur um dann einen Zeitsprung von 10 Jahren zu machen und erstmal wieder ruhigere Töne anzuschlagen. Man nimmt sich Zeit um die 3 Hauptdarsteller Victor, Dan und Tom einzuführen, die den Anfang ihrer Sommerferien gebührend feiern wollen: Mit geklauten Zigaretten und abgammeln. Hier wird von den Regisseuren eine schöne Atmosphäre aufgebaut die an Jugendabenteuerfilme wie The Goonies erinnert. Das liegt auch an den jungen Schauspielern die einen guten Job abliefern und zu keiner Zeit nerven.

Nach ca 30 Minuten treffen die Kids dann auf die erstmal noch verhüllten Killer und Among the Living beginnt doch eher bekannte Genre-Pfade einzuschlagen. Einschreiten, entdeckt werden, flüchten… So weit erstmal nichts Neues. Allerdings wird das Ganze dann anschließend erstmal mit einer gehörigen Portion HomeInvasion vermischt was den Thrill doch wieder nach oben treibt. Auch das kennt man natürlich alles schon, ist aber ziemlich gut in Szene gesetzt. Für zusätzliche Spannung sorgt das man lange nicht wirkliche weiß ob es sich bei den Killern nun um Mensch oder Monster handelt da der Antagonist meist nur im Hintergrund oder Schatten zu sehen ist. Die Auflösung dieses Rätsels war für mich dann doch eher unbefriedigend, genauso wie der etwas hektisch herunter gekurbelte Showdown.

Überhaupt erschloss sich mir nicht die Motivation der Killer. Warum eine Frau mitsamt Wagen auf offener Strasse verschleppen? Warum anschließend einen Rachefeldzug gegen die 3 Kinder starten wenn die Angelegenheit doch schon so gut wie abgeschlossen war. Subtil geht anders, das hatte die TCM-Crew in den 70ern schon besser drauf…

Auch wenn Among the Living neben Livid und Inside am schwächsten abschneidet wird hier spannende und toll gefilmte Genrekost aus Europa geboten. Ein bisschen mehr Mut zur Innovation hätte dem Film bestimmt gut getan, auch ist es schade das der fiese Gewaltgrad des Intros später zu keiner Zeit mehr erreicht wird. Das sollte Genreinteressierte aber nicht abschrecken und diesen „The Goonies trifft auf The Devil’s Rejects“-Mischmasch mal in den Player legen.

Punkte: 7 von 10

Among The Living
wird Anfang 2015 auch bei uns auf BD/DVD erscheinen, vielen Dank an Tiberius Film für die freundliche Einladung zum FFF-Screening!

The Raid 2

The Raid 2

Direkt nach der missglückten Stürmung des Hochhauses (Teil 1) klärt sich Polizist Rama bereit undercover eine kriminelle Organisation zu unterwandern. Dafür geht er erstmal für 2 Jahre ins Gefängnis um sich dort mit Uco, dem Sohn des Mobster-Chefs, anzufreunden. Nach seiner Entlassung findet er eine Anstellung in der Organisation. Doch Uco ist ungestüm und lechzt nach mehr Macht was die ohnehin angespannte Lage in der Unterwelt immer mehr zum eskalieren bringt.

Huijuijui! Warum schaffen es weder die Amis noch die Europäer solche Aktiongranaten auf die Leinwand zu bringen?! Nach dem Überraschungshit The Raid waren die Erwartungen an die Fortsetzung natürlich extrem hoch, rasant geschnittene Trailer und die ersten überschwänglichen Reviews heizten die Stimmung noch zusätzlich an. Schön das es The Raid 2 auch bei uns wieder ins Kino geschafft hat, bei solch einem Nischenprodukt (mehr oder weniger) ja keine Selbstverständlichkeit.

The Raid 2
hat es zwar nicht zu meinem neuen Lieblingsfilm gemausert, er kommt wohl nicht mal in meine Top10, was MarterialArts-Aktion angeht hat Gareth Evans aber hier die neue Referenz abgeliefert. Jede Aktionsequenz ist für sich einzigartig, atemberaubend und absolut grandios! Was in anderen Filmen als Showdown präsentiert wird ist in The Raid 2 Standard und wird von Minuten zu Minute noch getoppt. Man wird förmlich mit offenem Mund in den Kinosessel gedrückt, staunend zu was für Höchstleistungen der menschliche Körper fähig ist. Kein CGI, keine Drähte, hier ist alles echt (aber natürlich extrem gut zusammengeschnitten). Die Gewaltschraube wurde im Vergleich zum Vorgänger noch einmal ordentlich nach oben gedreht! Messerstiche, diverse gebrochene Knochen, ein Shotgun-Headshot aus nächster Nähe… Hier hatte die FSK wohl einen guten Tag um den mit der 18er Freigabe durchzuwinken. Natürlich hat das Ganze auch etwas leicht comichaftes und besonders durch die verschiedenen Assassine wie Hammer-Girl und Baseball Bat Man driftet der Film in leichte, recht angenehm absurde Sphären ab.

Die Story schließt direkt an den Vorgängerfilm an, wobei die Geschichte hier eher Nebensache ist. Ehre, Verrat, Loyalität… Gerade für das asiatische Kino nichts neues. Und obwohl die Story von vielen gelobt wurde hat sie mich persönlich doch ziemlich kalt gelassen. Besonders in den ersten 45 Minuten gab es die ein oder andere Länge zwischen den Fights. Gerade das hatte für mich den ersten Teil so ausgemacht, dieser unglaubliche Druck auf’s Gaspedal; zwei rivalisierende Einheiten, eine Location, BÄM! The Raid 2 nimmt zwischendurch immer mal wieder das Tempo rauß um auf seine Charaktere einzugehen. Das nächste Handgemenge kommt danach dann zwar schon fast doppelt wuchtig rüber, die Charaktere bleiben trotzdem blass. Durch die deutsche Synchro hatte ich auch leichte Probleme bei den ganzen fremdländischen Namen den Durchblick zu behalten wer denn hier gerade mit/gegen wen integriert. Generell hätte man The Raid 2 vielleicht gut um 15-20 Minuten kürzen können.

Das ist aber alles Jammern auf extrem hohem Niveau! The Raid 2 ist Aktionkino in seiner reinsten und spektakulärsten Form. Wer auch nur ansatzweise etwas mit dem Genre anfangen kann wird den Kinobesuch wohl nicht bereuen.

Punkte: 8 von 10

Goal of the Dead

Das Spiel im französischen Kaff Caplounge ist für den Erstligaverein Olympic Paris eigentlich schon unter „gewonnen“ abgehakt. Nur Stürmer Samuel blickt dem Spiel mit Sorgen entgegen, handelt es bei Caplounge doch um seine Heimatstadt in der er seit seinem Vereinswechsel als Verräter gilt. Sieg und Niederlage treten auf dem Spielfeld aber ganz schnell in den Hintergrund als mordlüsterne Zombies den Platz stürmen. Die Schlacht ums Überleben ist eröffnet.

Auch wenn der große Zombie-Hype schon seit einiger Zeit wieder abgeschweppt ist kommen doch in regelmäßigen Abständen immer wieder neue Produktionen in die Händlerregale. Um da aus der Masse ein wenig heraus zu stechen muss man sich schon etwas einfallen lassen, passend zur WM die Untoten mit dem derzeitigen Fussball-Wahn zu kreuzen ist aus Marketing-Sicht wohl nur logisch!

Bei dem konsequenterweise Goal of the Dead getauften Streifen handelt es sich um das Nachfolgewerk der The Horde-Macher, ein Film der das Genre schon nicht revolutionierte aber doch zu unterhalten wusste. Im Gegensatz zum düsteren Vorgänger schlägt Goal of the Dead in die Funsplatter-Kerbe und nimmt sich zu keiner Zeit wirklich ernst. Sämtliche Charaktere wirken überzogen, vom aufstrebenden Shooting-Star, über den resignierten Altspieler bis hin zu den trotteligen Ultras werden die typischen Fussball-Klischees abgespielt. Das ist alles wirklich gut gemeint, richtig witzig wird es aber leider viel zu selten. Dafür trauen sich die Regisseure einfach zu wenig, Goal of the Dead bleibt über die gesamte Laufzeit zu zahm für einen zünftigen Funsplatter-Streifen. Wo wir beim Stichwort Laufzeit sind, 120 Minuten sind für einen Film dieser Art einfach viel zu lang! Da ist es mir auch egal das Goal of the Dead eigentlich aus 2 Filmen besteht (Quasi 2 Halbzeiten) die von 2 Regisseuren insziniert wurden. Zu wenig Witz, viel zu wenig Splatter und viel zu viele Füllszenen lassen den Blick immer mal wieder zur Vorspultaste abschweifen. Dazu verpuffen eh uninteressante Hintergrundgeschichten der Charaktere im nichts und werden einfach nicht zu Ende geführt. Dabei hat Goal of the Dead zweifellos auch seine positiven Seiten, z.B. die düsteren Bilder in kalten Blau- und Grautönen. Richtig klasse ist auch die Metzelsequenz insziniert in der Spieler und Zuschauer im Stadion von den Untoten attackiert werden und die Zombies im roten Schein der Bengalos über das Spielfeld rennen. Wobei, eigentlich handelt es dabei eher um Infizierte des Rage-Virus aus 28 Day Later als um wirkliche Untote. Na ja, diese künstlerische Freiheit sprechen wir den Franzosen einfach mal zu.

Ihr merkt schon, so richtig umgehauen hat mich Goal of the Dead nicht, hätte man das Ganze um 40 Minuten gestrafft und wenigstens einen wirkliche Sympathieträger integriert sähe das bestimmt anders aus. So reicht der Film vielleicht zur Überbrückung zwischen 2 WM-Spielen oder als Kuriosität im Regal, ansonsten gibt es aber genug bessere Alternativen auf dem Markt.

Punkte: 5 von 10

Vielen Dank an Koch Media für die freundliche Bereitstellung der Rezensions-BluRay.